Niemand von uns hätte erwartet, dass der Abschied so schnell kommt. Morgens lief Quattro noch munter durch den Garten, mittags, als wir uns auf dem Weg zum Tierarzt für eine Behandlung machen wollten, fing er an zu humpeln. Rückblickend frage ich mich, ob er an dieser Stelle vielleicht schon nicht mehr von zuhause wegfahren wollte. Er, der für sein Leben gern Auto fuhr. Beim Tierarzt stand er bereits auf etwas wackeligen Beinen, war aber noch guter Dinge. Wieder zuhause angekommen legte er sich gleich hin. Als er einige Zeit später wieder aufstehen wollte, um sich zu lösen, trat ein, wovor wir uns am meisten gefürchtet hatten.
In dem Moment, in dem er nicht mehr schmerzfrei laufen konnte, brach sein Lebenswille. Nie werden wir den hilfesuchenden Blick vergessen, mit dem er uns fragend anschaute, als er merkte, dass er plötzlich nicht richtig laufen kann. Niemand von uns hätte es ihm verübelt, wenn er ins Haus gepieselt hätte - aber er quälte sich noch einmal in den Garten, jeder Schritt ein Kampf. Vergessen waren all die leisen Zweifel, dass es vielleicht zu früh war, den Tierarzt zu rufen, dass es noch Hoffnung gibt, dass er, wenn er sich nur lang genug ausruht, vielleicht wieder normal laufen kann. Für Quattro, der sein Leben lang gern rannte und sprang, war es das schlimmste überhaupt, nicht mehr richtig laufen zu können und es brach uns das Herz, ihn so zu sehen. In diesem Moment überlagerte der Wunsch, ihm zu helfen, jede andere Emotion und wir baten unseren Tierarzt Dr. Weber, zu uns zu kommen, um Quattro einzuschläfern.
Da Dr. Weber einen längeren Anfahrtsweg zu uns hat, blieb uns noch etwas Zeit. Zeit, um Lebwohl zu sagen. Zeit, um ein letztes Mal sein weiches Fell zu streicheln, in seine treuen Augen zu blicken, seinen Geruch tief einzuatmen, in der Hoffnung, es für immer in der Erinnerung festhalten zu können. Als die Kirchenglocken wie gewohnt läuteten, reagierte Quattro nicht. Normalerweise hat er sich immer furchtbar darüber aufgeregt und versucht, sie mit seinem Gebell zu übertönen. Heute interessierte es ihn nicht.
Ich habe noch nie gehört oder gelesen, dass Tiere weinen können und ich hatte es zuvor noch nie gesehen. Quattros Augen waren auf einmal feucht. Vielleicht waren es meine eigenen Tränen, die Quattro hinunterliefen, weil ich mein Gesicht an seines gedrückt hatte, vielleicht waren es aber auch seine Tränen - für mich hatte es den Anschein, als würde Quattro weinen. Immer wieder schob er sein Köpfchen auf meine Hand, wenn ich sie einmal kurz zur Seite nehmen wollte. Ich hatte immer Angst davor, eines Tages von der Arbeit nach Hause zu kommen und Quattro ist gestorben. Der Gedanke, im Moment des Abschieds nicht bei ihm gewesen zu sein, wäre unerträglich gewesen für mich. Dass er bei seinem letzten Atemzug ganz ruhig in meinen Armen lag, in seinem Zuhause, bei Ava, bei seiner Familie, dass der ihm und uns vertraute Tierarzt ihn einschläferte - all dies machte es zu einem würdevollen Abschied.
Erst als alles still war, realisierte ich, dass ich meinen besten Freund verloren hatte.
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